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Artenvielfalt schützen – die Zeit drängt

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Wien, 30. Juni 2015 – Weltweit sind 22.784 Arten gefährdet – mit steigender Tendenz. Das belegt die im Juni 2015 von der Welt-Naturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) veröffentlichte Rote Liste der Pflanzen- und Tierarten. Das Ausmaß dieser Gefährdung wird oft erst verspätet erkannt und unterschätzt. Eine neue Studie unter der Leitung des Umweltbundesamt-Experten Franz Essl zeigt, welche Mechanismen dazu führen, dass Veränderungen der Artenvielfalt verzögert wahrgenommen werden und wie die Politik gegensteuern kann. Die Studie wurde am 29. Juni im renommierten Fach-Magazin „Trends in Ecology and Evolution“ veröffentlicht.


Herr Weber, von der facebookseite “Waldwahrheit” hat zu dem obigen Artikel auf seiner Seite den nachfolgenden Beitrag verfaßt:


“Neben der Landwirtschaft sei auch die Forstwirtschaft Verursacher des Artenrückganges” – »Es ist ein ganz zentrales Anliegen, uns um die Arten der lichten Wälder zu kümmern«

… so Jürgen Marx von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW).

Da muss sich Herr Marx doch keine Sorgen machen. Wenn die Intensität der Holznutzung im Alterklassenbetrieb so weitergeführt wird, wie in den letzten zehn Jahren, kann doch das Wort ohnehin zur Wahrheit werden: “Alles ist Licht …”

Bei näherem Hinschauen zeigt sich jedoch das Dilemma des herkömmlichen Naturschutzes auch im Wald – Einzeltierarten-bezogen, Lebensraum-“typisierend”, konservierend …

Vom Verständnis der elementaren zu Grunde liegenden Prozesse scheint da wenig bewusst zu sein.

Da ist also der Schmetterling Eschen-Scheckenfalter verschwunden, wo der Wald dunkler ist, als diesem Falter bekommt. Wie viele Arten der relativ dunklen Naturwälder sind bereits verschwunden, ohne dass sie vorher in die Rote Listen gelangen konnten – weil ihnen nicht die selektive Aufmerksamkeit der Experten zuteil wurde?

Welche Art ist wichtiger als eine andere im Prozess negentropisch wirkender Komplexität lebendiger Systeme?

“Pflanzen und Tiere individuell schützen und fördern”, so die Aussage des Landesforstpräsidenten Max Reger, “Gerade lichten Waldstrukturen gilt dabei ein besonderes Augenmerk – sie sind in den vergangenen Jahren zugunsten dunklerer, feuchter und dicht bewaldeter Flächen zu kurz gekommen”.

Wenn dann noch Großtiere in das Blickfeld zurückkehren, die publikumswirksam in die Wälder getrieben werden können, um einem letztlich unbewiesenen fiktiven Bild nachzukommen, das ein bestimmtes Naturschutz-Paradigma aus jahrhunderte zurückliegender Nutzungsformen herleitet – und wenn es dann noch gelingt, einen Zeitgeist daraus zu konstruieren – na, dann haben wir doch wieder einmal eine richtige win-win-Situation:

Der Entomologe mit seinen Spezialvorlieben freut sich, die Umweltverbände finden sie auch ganz gut (nicht nur, weil sie Förderprojekte generiert) und die Forstbetriebswirtschaft, die am liebsten den bereits gegebenen und eifrig verschleierten Untervorrat der Wälder weiter absenken möchte – dem Naturschutz zuliebe, versteht sich – kommen endlich an einen Runden Tisch …

Das ist konstruktive Zusammenarbeit – Naturschutz muss konstruktiv sein, also konstruiert werden, denn ohne Naturschutz und Forstwirtschaft ist Wald ein hilfloses Gebilde, es bedarf unserer ganzen aktiven Fürsorge. Ohne pflegende Hand keine Natur.

Karl-Friedrich Weber